Chronik des Tennisclubs Grün-Weiss Büttgen (TC GWB)

Die ersten Jahre

In der ehemaligen „Postschänke“ an der Bahnhofstraße in Büttgen - damals eine eigenständige Gemeinde mit den Ortsteilen Büttgen, Holzbüttgen und Vorst - traf sich am 27. Juli 1966 eine Gruppe Tennisinteressierter, um eine neue Abteilung im „Verein für Rasensport“ (VfR) zu gründen.

Nach zweistündiger Diskussion unterzeichneten genau 30 Teilnehmer das Gründungsprotokoll und wählten einen dreiköpfigen Vorstand. Bis dahin verstand man in Büttgen unter Sport hauptsächlich Fußball; Tennissport war nicht nur dort, sondern auch in der näheren Umgebung ein absolutes Novum. Mit dem „Tennisclub Grün-Weiss“ wurde daher das Sportangebot sowohl in und um Büttgen als auch in dem bis dahin zweispartigen VfR erweitert.

Dabei war allerdings zunächst gegen Vorbehalte zu kämpfen, denn der „weiße Sport“ wurde kritisch bis ablehnend als elitär beäugt und die Spieler*innen als versnobt abgetan, die „ihren Tennisschläger auf der Hutablage im Auto zur Schau stellen“. Dennoch befand sich die Tennisabteilung schnell im Aufwärtstrend, hatte Mitte 1967 schon 100 Mitglieder, und im Jahr 1969 musste eine Warteliste für Neumitglieder eingeführt werden. 

 

Warten auf Tennis

Bei der Gründung existierten noch keine Tennisplätze. Der VfR pachtete den Gemeindegrund neben dem Fußballplatz und gab die Nutzungsrechte und -pflichten an die Tennisabteilung weiter. Zügig wurden zwei Aschenplätze, ein Hart- sowie ein Übungsplatz mit Ballwand errichtet, und am 15. April 1967 erfolgte der erste Aufschlag auf der neuen Anlage. 1968 wurde die erste Clubmeisterschaft organisiert, an der man sich ohne Altersklassen-Aufteilung als Einzel-, Doppel- oder Mixedspieler*in melden konnte und zu denen die Gemeinde die Siegerurkunden und Pokale stellte. Ein Jahr später nahm der TC Grün-Weiss Büttgen erstmals an Medenspielen teil.

Die Qualität der Platze gab in den Anfangszeiten immer mal wieder Anlass zu Beschwerden. So lösten sich die Linien, die Bewässerung ließ zu wünschen übrig und ab und zu fiel auch schon ´mal ein Netzpfosten um. In den Annalen ist ein Schreiben des 1. Vorsitzenden an die Gemeinde Büttgen zu finden, in dem gemahnt wurde, die Mängel zu beseitigen. Über die Reaktion der Gemeinde liegen keine Erkenntnisse mehr vor. Nach und nach wurden die Plätze verbessert, verändert und erweitert.

 

Seinen noch heute bestehenden Anblick erhielt die Platzanlage durch die Ballwand und 1983 mit der Errichtung des Walles zwischen den Plätzen drei und vier, der einerseits einen besseren Windschutz und andererseits gute Möglichkeiten für Zuschauer bietet. 2018 wurde die Anlage des TC GWB um einen professionellen Bouleplatz ergänzt, der den Mitgliedern neue Möglichkeiten gibt und Impulse setzt.

Von der Baubude bis zum neuen Clubhaus

Ein Clubhaus lag in den Anfangsjahren der Tennisableitung noch in weiter Ferne. Weil ein Steinhaus nicht gebaut werden durfte und - so das Protokoll aus dem Jahr 1967- „eine Baracke als Behelfslösung nicht zweckmäßig und dem Image des weißen Sports als unangemessen erscheint“, wurde als Umzieh- und Duschmöglichkeit auf die Fußballerumkleiden verwiesen - allerdings nur für die Herren der Schöpfung. Da jedoch die überwiegende Zahl der Clubmitglieder in Büttgen wohnte, fuhr man zum Duschen „mal eben“ nach Hause.

An Vorstellungen und Plänen für ein Clubhaus fehlte es nicht; schon 1967 schrieb der 1. Vorsitzende einen Brief an den Bürgermeister Eduard Klüber und legt konkrete Vorstellungen dar „…Heizungsraum, ein „Raum für 120 Personen - am Besten teilbar in einen größeren und einen kleineren Raum … Theke… Terrasse …“ Dass bis zur Verwirklichung dieser Vorstellungen fast 30 Jahre vergehen sollten, ahnte damals niemand. Überbrückt wurde die Zeit bis zur Fertigstellung des „neuen“ Clubhauses 1995 - als Steinhaus! -  zunächst mit einer alten Baubude und später einem einfachen Holzhaus. 

Bereits kurz nach der Errichtung dieses Holzhauses 1969 fand das Clubleben regen Aufschwung. 1971 verfügte der Club erstmals über eine Bewirtung. Mache Wirt*innen hielten nur ein paar Wochen durch, andere fast eine ganze Saison. Kontinuität kam dann mit dem Ehepaar Maria und Gerd Vollberg auf, und auch die Familie Werner stand über zehn Jahre hinter dem Zapfhahn, respektive in der Clubküche. Heute betreibt Zdenka Sharik seit über zehn Jahre erfolgreich die Gastronomie. Das freundschaftliche Einvernehmen und eine anerkennenswerte kulinarische Leistung wissen nicht nur die Clubmitglieder, sondern auch Gäste sehr zu schätzen. 

Das ursprüngliche, 90 qm große Clubhaus erfuhr im Laufe der Jahre mehrere Erweiterungen. Wo zunächst der Minimalismus triumphierte, gab es im Laufe der Zeit neue Duschen und 1985 einen sog. blauen Salon, der seinen Namen den blau bezogenen Sitzmöbeln verdankte. Mehrfach wurde ein Neubau diskutiert, ohne jedoch auf breite Zustimmung zu stoßen.

Erst bei einer außerordentlichen Mitgliederversammlung 1992 votierten 78 der 85 (!) anwesenden Mitglieder für einen Neubau, nachdem ein Bauausschuss, bestehend aus sachverständigen Mitgliedern und speziellen Beratern einen fundierten Plan vorgestellt hatte. Im August 1994 wurde das alte Clubhaus nach einer ausgiebigen Abschiedsfete abgerissen und am 10. Juni 1995 konnte das neue Clubhaus offiziell eingeweiht werden. Die Kosten betrugen damals 550.00 DM. Alle Clubmitglieder hatten sich durch einen sog. Baustein an den Kosten beteiligt; heute unvorstellbare 169.000 DM gab es als Zuschüsse aus öffentlicher Hand. Darüber hinaus waren Eigenleistungen der „Grün-Weissen“ im Wert von 111.00 DM zu verzeichnen.   

DJK Holzbüttgen und VfR Büttgen

Eine Besonderheit des Tennisclubs Grün-Weiss Büttgen ist, dass er eigentlich zwei Gründungsväter hat. Zu der Zeit, als die Tennisabteilung des VfR ins Gespräch kam, hatte sich in Holzbüttgen unter der „Deutschen Jugend Kraft (DJK) eine Initiative „Feld-Tennisball“ gegründet, die ebenfalls nach Spielmöglichkeiten suchte. Da der Büttgener Gemeinderat keine Möglichkeit sah, eine weitere Tennisanlage zu errichten, ging man eine „Tennisehe“ ein, und zwei eigenständige Vereine betrieben eine gemeinsame Tennisabteilung. Diese Sportlerehe hielt bis zur Errichtung der Sportanlage in Holzbüttgen 1984 und verlief, selbst während der Trennung, harmonisch.  Auch danach gab und gibt es viele freundschaftliche Beziehungen und/oder Begegnungen mit dem ehemaligen Partner.

Clubleben im Wandel der Zeiten

Der Tennisclub hat sich seit seiner Gründung und all die Jahre hindurch als Familienclub betrachtet, in dem sich Tennisspieler aller Alters- und Spielklassen wohl fühlen sollen. Deshalb bietet er den „weißen Sport“ für Anfänger und Fortgeschrittene, für Meden- und Hobbyspieler zu gleichen Konditionen. Natürlich ging und geht man bei den Mannschaftswettbewerben mit Siegerehrgeiz auf den Platz, und Mannschaftsaufstiege führen nicht nur bei den Spielern, sondern auch bei Fans und Verantwortlichen zur Freude - denn Siegen macht einfach Spaß. Deshalb waren auch Aufstiege in die Bezirks- und Verbandsliga einfach Highlights. Aber nicht immer zählt nur der Erfolg, auch die reine Freude am 

Tennisspielen und das bloße Vergnügen am Sport, an der gemeinsamen Betätigung mit der Familie oder Freunden wurden - und werden - im Tennisclub Grün-Weiss Büttgen immer großgeschrieben. Im Sinne dieses Selbsverständnisses bestimmen seit jeher - abgesehen von der sportlichen Seite - auch eine Reihe gesellschaftlicher Aktivitäten das Clubleben. Sommer- und Winterfeste gehörten zum festen Bestandteil des Tennisjahres, wobei die Winterfeste bis zur Eröffnung des neuen Clubhauses in namhaften Hotels der Umgebung stattfanden und immer die Ehrung der Clubmeister beinhaltete – Abendgarderobe war vorgeschrieben!

Seit dem Jahr 2000 nehmen die Grün -Weissen am Rosenmontagszug in Büttgen teil. Dabei ist - nomen est omen - bei den kreativen Kostümen immer ein Bezug zum Tennisclub erkennbar, und als Wurfmaterial dienten neben den obligatorischen Kamellen auch Tennisbälle. Die „jecken Tennisspieler“ wurden mehrfach wegen ihrer originellen Kostüme ausgezeichnet. 

Über all die Jahre hinweg hat der Tennisclub Grün-Weiss Büttgen ein „bewegtes Leben“ gehabt. Mit dem wachsenden Alter des Clubs wurden auch die Mitglieder älter und dementsprechend wurden Mannschaften in neuen Altersklassen gegründet. So kamen Jungseniorinnen und Jungsenioren - damals „AK 1“ genannt - und Seniorinnen- und Seniormannschaften zu den „offenen Klassen“ hinzu. Die heute vielen differenzierten Altersklassen gab es damals noch nicht. Kuriosum am Rande: Frauen alterten damals wohl schneller als Männer, denn sie durften schon mit 30 Jahren „AK 1“ und mit 40 „Seniorin“ spielen; bei den Männern lag das Alter bei 35 bzw. 45 Jahren.  In der intensiven Tenniszeit der 80er Jahre gab es acht Erwachsenen- und sechs Jugendmannschaften, die sich mit den Hobbyspielern um die Plätze stritten. 

Wer Mannschaft spielen wollte, musste sich in die sog. Rangliste einfordern, und wer in einer solchen Rangliste an Position sechs stand, hatte oftmals eine ereignisreiche Saison. Denn nur unter den ersten sechs Platzierten war ein Platz als Stammspieler der Mannschaft sicher, und damals bestanden die meisten Stammspieler auf ständigen Einsatz bei den Medenspielen. Die Madenspiel waren übrigens nicht einfach Medenspiele; diese Bezeichnung waren den Mannschaftswettkämpfen der „offenen Herren“ vorbehalten. Jede Disziplin hatte eine andere Bezeichnung in Gedenken an Größen des Tennissports. Bei den „offenen Damen“ waren es beispielsweise die „Großen Poensgen-Spiele“ und in der AK 1“ die „Großen Franz-Helmis-Spiele“ Heute werden die Begriffe vom DTB bei den Deutschen Mannschaftsmeisterschaften der Verbände verwandt.

Im Jubiläumsjahr zum 25jährigen Bestehen wurde die „AK 1“ der Damen gegründet, und 25 Jahre später erstmals eine Herren-70-Mannschaft ins Leben gerufen.

Besonderen Stellenwert hat immer die Jugendarbeit gehabt. In allen Zeiten waren etwa ein Drittel der Mitglieder Kinder und Jugendliche - mehr als in vielen anderen Tennisvereinen. Neben sportlichen Erfolgen wie Mannschaftsaufstiege und Kreispokalsiege gab es viele gemeinsam Veranstaltungen. Berühmt und berüchtigt waren Jugendfahrten in die Eifel, nach Spanien oder an den Dachstein. 

In den 70er und 80er Jahren war der heutige Chefredakteur der „Niederrhein-Tennis“ zehn Jahre lang Jugendtrainer. Mit Peter Annan, einem Daviscup-Spieler aus Ghana hatte der Club einen weiteren namhaften Trainer. Aus der Jugend des TC Grün-Weiss Büttgen gingen z. B. der heutige Jugend-Bezirkstrainer Wolfgang Ebeling und der Cheftrainer des Tennis-Verbandes Mittelrhein, Peter Eickelmann, hervor. Auch unser heutiger Vereinstrainer Michael Eistert verbrachte seine Tennis-Jugend-Jahre im TC GWB.

1966 bis 2016

Der erste Vorsitzende des Tennisclubs war Max Mauritz, ein Landvermesser, der wenige Jahre zuvor aus Düsseldorf nach Büttgen gezogen war. Er gestand später: „Von Tennis hatte ich keine Ahnung. Der Wink kam aus der Gemeindeverwaltung Büttgen und war unmißverstandlich: ´Es wäre uns ganz lieb, wenn Sie sich um den Tennisclub kümmern würden, damit das ein Club wird, der auch in unser Dorf passt`“.

Das Ziel scheint erreicht, denn anlässlich des 50jährigen Jubiläums der Tennisabteilung führte die damalige Bürgermeisterin Ulrike Nienhaus aus:

„Mit der Gründung vor nunmehr 50 Jahren hat auch in Kaarst das Zeitalter des „weißen Sports“ - wie Tennis in den Anfangsjahren auch genannt wurde - begonnen. Der Büttgener Tennisclub kann daher für sich in Anspruch nehmen, nicht nur der älteste Tennisclub unserer Stadt zu sein, sondern auch den Gedanken des damals noch relativ elitären Tennissports das Feld bereitet zu haben. Dass wir heute in der Stadt vier lebendige und erfolgreiche Tennisclubs haben, ist ein Zeichen dafür, wie sehr der von Grün-Weiss ausgehende Impuls seinerzeit auf fruchtbaren Boden gefallen ist…“. 

Kurioses aus den Anfängen

Der heute von den „älteren Mitgliedern“ als legendär bezeichnete Platzwart Meier sorgte mit seiner Erfindung, die Platzpflege mit einem Moped und angehängtem Schleppnetz zu betreiben für ungläubiges Staunen. Zu den Aufgaben des Platzwartes gehörte damals das Abziehen des Platzes nach jedem Spiel.

1967 beschloss der Vorstand, nur „Einheimische“, d. h. Büttgener in den Club aufzunehmen. Als sich ein Ehepaar aus Kaarst mit ihren drei Kindern anmelden wollte, sperrte sich der Vorstand mit dem Hinweis „Sobald Sie nachweisen, dass Sie in Büttgen ein Grundstück gekauft haben, kann dem Gesuch nähergetreten werden“.

Ein Mitglied wurde schriftlich verwarnt, weil es „widerwillig“ den Platz abgezogen hatte und erst mehrfach ermahnt werden musste, den Linienbesen zu benutzen. 1974 wurden zwei Mitgliedern „wegen ungebührlichen Verhaltens“ der Austritt aus dem Club nahegelegt. Worin ihr Vergehen bestand, und ob der Austritt vollzogen wurde, ist nicht bekannt. 

Quellen

Die Ausführungen zur Historie des Tennisclubs Grün-Weiss Büttgen basieren im Wesentlichen auf Arbeiten und Unterlagen von Egon W. Vossen, der bei seiner ehrenamtlichen Tätigkeit unter anderen 50 Jahre Clubdokumentation betrieb. Dabei entstanden auch die lesenswerten Schriften

- Tennisclub Grün-Weis Büttgen, 25 Jahre, 1966 - 1991

- 50 Jahre TC Grün-Weiss Büttgen im VfR 1912 e. V.   und

- TCB, Das neue Clubhaus – Von der Idee zur Wirklichkeit

die jedem, der tiefer in die Chronik einsteigen möchte, sehr empfohlen werden.

Egon Vossen danken wir herzlich für seine Arbeit.